Die 50 wichtigsten Tipps für deine Winterreise nach Schweden, Norwegen oder Finnland.
- Achim
- 22. Nov. 2022
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Okt. 2024
Eine Winterreise in die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen oder Finnland ist ein unvergessliches Abenteuer. Mit endlosen schneebedeckten Landschaften, beeindruckenden Polarlichtern und der ruhigen Einsamkeit der Wildnis zieht der hohe Norden jedes Jahr Outdoor-Enthusiasten und Abenteurer an.
Ob du mit Ski, Pulka oder Schneeschuhen unterwegs bist – gut vorbereitet zu sein, ist der Schlüssel, um die Schönheit und Herausforderungen des arktischen Winters in vollen Zügen zu genießen.
In diesem Artikel erfährst du die 50 wichtigsten Tipps, die dir helfen, deine Winterreise sicher, komfortabel und unvergesslich zu gestalten. Von der richtigen Ausrüstung bis zu Überlebenstechniken in extremer Kälte – hier findest du alles, was du wissen musst, um den Winter in Skandinavien perfekt zu meistern.
Welcher Kocher ist geeignet,
Welches Zelt ist ideal?
Wie bekomme ich abends meine Kleidung trocken und wie bleibt es im Schlafsack warm, wenn der Komfortbereich unterschritten ist?

Inhalt:
Wie kombinierst Du Schneeschuhe, Ski, Pulka oder Rucksack am besten
Welches ist das beste Kochsystem
So bleibst Du trocken und warm
Smartphones, Akkus, Kamera und Powerbanks
Schutzausrüstung gegen Erfrierungen
Niemals schwitzen!
1.) So kombinierst Du Schneeschuhe, Ski, Pulka oder Rucksack am besten.
Diese Empfehlung basiert auf meinen eigenen Erfahrungen:
Schneeschuhe mit Pulka am Seil kombinieren
Vorteile:
Auf ebenem Gelände läuft die Pulka ruhig und sauber hinterher.
In unebenem Gelände mit vielen kleinen Wellen (z. B. oft auf Schneemobil-Tracks) rutscht die Pulka immer wieder die Wellen herab, ohne zu schieben. Dieses schieben ist auf Schneeschuhen auf Dauer sehr belastend für die Hüften und Rücken.
"Mal eben kurz zur Pulka", ist schnell und einfach. Das Gestänge muss man immer erst ablegen. Also Jacke an/aus, Stativ oder Kamera, Thermoskanne oder eine kurze Pause funktionieren, ohne immer erst das Geschirr abzulegen.
Ein langes Seil von 4 bis 5 Meter zieht sich beim Auflaufen automatisch unter die Pulka und bremst diese aus.
Bei Abfahrten kann man sich oft auf die Pulka setzen und diese als Schlitten verwenden.
Nachteile:
Am Seil ist die Pulka nicht kontrolliert und steuerbar und läuft in engen Kurven nicht hinterher.
Die Pulka läuft bei ungleichmäßigem Zug (unterschiedliche Seillängen) oft versetzt hinter einem, da sie sich einen eigenen Weg sucht. Das führt manchmal zu vermehrten umstürzen auf schrägen Tracks oder wieder zugefrorenen Tracks.
Die Pulka kann am zu kurzen Seil (kleiner 4 m) bergab schnell in die Hacken fahren. Oder Du musst eine Seilbremse unterziehen, wenn es bergab geht.
Backcountry-Ski und die Pulka mit einem Gestänge ziehen
Dies empfehle ich für erfahrende und geübte Skifahrer. Also auch erfahren im alpinen Bereich.
Vorteile:
Die Pulka ist durch die recht starre Verbindung zum Fahrer besser lenkbar und kontrollierbarer, als am Seil. Sie läuft besser hinterher und Du hast weniger Umkippen.
Die Pulka schiebt bei Abfahrten und man bekommt wirklich guten Schwung, auch im lockeren, tiefen Schnee.
Vor allem bergab deutlich schneller als mit Schneeschuhen und als geübter Läufer auch auf der eben Strecke, wenn Du ins Gleiten kommen kannst.
Nachteil:
Die Pulka schiebt bei Abfahrten sehr stark. Bei einem Pulka-Gewicht von 45 kg und mehr ist dies für ungeübte Fahrer schwer zu bremsen, vor allem auf schmalen, festen und glatten Tracks von Schneemobilen.
Bergauf ohne durchgehende Felle schwer bis unmöglich hochzukommen. Die zu bewältigende Steigung ist deutlich geringer als mit Schneeschuhen.
(Schnee)-Schuhe und Rucksack
In heimischen Gefilden und den in überwiegenden Landesteilen milden Wintern, liegt meist zu wenig Schnee für Schneeschuhe.
Tracks, welche für Backcounry Ski und Pulka geeignet sind, finden sich eher selten. Die geloipten Strecken sind wenig geeignet und Aktivitäten abseits der Wege sind meistens verboten. Es bleibt, mit Schuhen zu laufen.

Hier meine Tipps für Winter-Touren mit dem Rucksack:
Mit (normalen) Schuhen und Rucksack sind Tagestouren ideal. Mehrtagestouren haben grössere Herausforderungen, da alles wärmer als -8 Grad im Grund zu warm ist. Man schwitzt erheblich und die Feuchtigkeit lässt sich nicht "ausfrieren". Als ausschütteln, wenn gefroren.
Der oft feste Schnee auf den Wegen ist bei diesen recht warmen Temperaturen unter Null seifig und glatt. Besorge Dir Schuhe mit sehr weicher Sohle. (z.B. Sorel oder Kamik Winterstiefel). Dennoch ist das Risiko eines Sturzes mit schwerem Rucksack sehr hoch. Helfen können hier robuste "Schneeketten" oder "Spikes" für die Schuhe.
Verwende Trekkingstöcke um Stürze bergab zu vermeiden.
Nutze Möglichkeiten Deine Unterwäsche durch externe Wärmequellen zu trocknen. Bewirtete Hütten, Schutzhütten mit Kamin oder Feuerstelle.
Achte darauf, das Dein Rucksackgewicht so gering wie möglich ist, auch wenn es im Winter meist deutlich schwerer ist als im Sommer.
Habe auch bei Tagestouren ohne Übernachtung für den Notfall (Unfall) einen Schlafsack, Kopflampe und ausreichend Essen dabei.
Lese Dir doch auch meine 13 Grundregeln für das Trekking in diesem Blogartikel durch, um immer Sicher unterwegs zu sein.
2.) Welches ist das beste Kochsystem
Im tiefen Winter gibt es drei zuverlässige Möglichkeiten zu kochen, wobei ein Lagerfeuer kein Kochersystem ist. Holzfeuer ist aber dennoch unterm Strich die beste Methode.
Benzinkocher
Spirituskocher
Lagerfeuer / Hobo
Gaskocher (Unter - 10 Grad fast unbrauchbar)
Esbitkocher (Weitgehend unbrauchbar)
Dies ist eine Werbung für mein Winter-Einzeltraining
Benzinkocher
funktionieren im Grunde immer. Allerdings treten bei Temperaturen unter -30 Grad auch mal Probleme mit dem Vereisen von beweglichen Teilen auf.
Wichtig ist, den Kocher bzw. Generator immer irgendwie vorzuwärmen. Dies erleichtert das Starten erheblich. Die besten Erfahrungen habe ich mit Superbenzin aus der Tankstelle gemacht. Mit Waschbenzin und Spezialbenzin der Hersteller habe ich schlechtere Erfahrungen gemacht, was das Zünd- und Brennverhalten angeht.
Spirituskocher
funktionieren wirklich immer. Allerdings ist die Leistung sehr gering und um mehrere Liter Schnee zu schmelzen und aufzukochen brauchst Du viel, viel Zeit und auch viel Spiritus.
Um den Spiritus im kalten Winter in Gang zu bekommen ist es gut diesen am Körper vorzuwärmen und zum Anzünden einen kleinen Docht einzulegen. Zum Beispiel ein Stück Baumwollstreifen oder einem Streichholz.
Lagerfeuer / Hobo
Offenes Feuer ist die beste Methode, um Schnee zu schmelzen, zu kochen und Kleidung zu trocknen. Der Holzbedarf ist allerdings sehr viel höher als im Sommer. Falls Du keine Hobo verwendest, empfehle ich ein Grillgitter dabei zu haben, um auch mehrere Töpfe gleichzeitig verwenden zu können.
Gaskocher
Falls Du unbedingt Gas verwenden möchtest, dann nutze einen Gaskocher mit Zuleitung. Selbst Wintergas gibt bei weniger als - 10 °C schnell auf und kann gerade bei sich leerender Flasche nur genutzt werden, wenn diese auf den Kopf gestellt werden kann.
Gas – selbst Wintergas – halte ich bei Temperaturen unter null Grad für nahezu unbrauchbar. Ich habe wirklich viele Gashersteller mit Versprechungen bis -17°C verwendet. Wenig begeisternd, wenn ich darauf angewiesen bin.
Esbitkocher
Ein Esbitkocher reicht bestenfalls, um etwas Essen oder ein Getränk zu erwärmen. Um mehrere Liter Schnee zu schmelzen, benötigst Du sehr große Mengen Brennstoff. Es ginge natürlich, nur der Aufwand und Materialverbrauch ist gewaltig. Daher meiner Meinung nach im tiefen Winter im Grunde unbrauchbar.
Mein Trapper-Trick:
Im tiefen Winter ist die beste Methode einen Kocher anzuzünden ein langer, stabiler Streichholz. Beispielweise Kaminstreichhölzer. Diese lassen sich mir dicken Handschuhen oder sehr kalten Fingern gut bedienen und haben genug "Zunder" um den Kocher vorzuwärmen. Feuchtigkeitsprobleme hast Du im Winter i.d.R. nicht.
3.) So bleibst Du trocken und warm
Mit folgenden Tricks bleibst Du warm und trocken.
Direkt vor dem Loslaufen solltest Du so wenig Kleidung anhaben, dass Du etwas frierst. Dann wird es nach ein paar hundert Metern angenehm warm und Du überhitzt nicht.
Die Unterwäsche sollte sehr eng an der Haut anliegen.
Ziehe, wenn möglich, keine winddichte Kleidung an, wie z. B. eine Gore-Tex Jacke. Luftige Stoffe aus Kunstfaser sind da wesentlich besser für das Temperatur-Management. Bei Wind gerne ein paar Lagen mehr, aber so lange es geht, keine winddichten Sachen. Dadurch bläst der Wind die Feuchtigkeit ständig raus und es entsteht kein Wärmestau und somit schwitzt Du später.
An den Füßen empfehle ich als erste Lage eine sehr dünne, synthetische, eng anliegende Socke. Als 2. Lage eine VBL-Socke. Dafür eignet sich z. B. eine Plastiktüte. Es gibt aber auch VBL-Socken von der Marke Exped. Als 3. Lage ein dicker, warmer Strumpf. Dieser bleibt nun dauerhaft trocken, auch wenn Du am Fuß schwitzt. Auch der Schuh bleibt trocken. Abend kannst Du die dünne, feuchte Socke am Fuß kurz durchfrieren lassen und ausschütteln. Danach in die Hosentasche und er ist schnell wieder trocken.
Der Schneeschuh oder Winterstiefel sollte zwei Nummern größer sein, als Du normalerweise trägt. Dadurch kannst Du dickere Strümpfe verwenden, hast größere Luftpolster im Schuh, welche super isolieren und Deinen Fuß wärmer halten. Außerdem kannst Du ggf. eine weitere Innensohle einlegen.
Unter den Handschuhen kannst Du z. B. einen dickeren Einweghandschuh tragen. Oft ist dieser alleine ausreichend. Obendrein wird der Handschuh durch schmelzenden Schnee nicht so schnell nass.
Es gibt natürlich noch einiges mehr, was es zu beachten gibt, um trocken und warm bei arktischen Temperaturen durchzukommen.
4.) Smartphones, Akkus, Kamera und Powerbanks
Bei arktischen Temperaturen bricht die Leistungsfähigkeit von Akkus fast vollständig sein.
Egal ob Li-Io oder traditionelle Akkus.
Geräte und Akkus müssen also warm bleiben, insbesondere über Nacht,
Meine Praxis-Tipps:
Dein Smartphone, Ersatzakkus oder GPS-Gerät sollte dicht am Körper in einer Innentasche getragen werden. Am besten zusammen mit ggf. einzelnen Akkus.
Sollte es extrem kalt sein, so lege ein Wärmepad mit in Deine Innentasche. Hier gibt es unterschiedliche Qualitäten. Ich verwende am liebsten Eisenoxid Wärmepads mit 12 Stunden Dauer.
Solltest Du eine separate Kamera dabei haben, so sollte diese in einer isolierten Kameratasche transportiert werden. Auch eine isolierte Kühltasche (aus dem Sommer), kann als Kameratasche umfunktioniert werden. Lege auch hier ein Wärmepad mit hinein. Vor allem, wenn Du die Batterien nicht auf die schnelle herausnehmen kannst.
Habe genug Wärmepads dabei für Deine Elektronik. 24 Std. am Tag sollten vollständig abgedeckt sein. Bei Temperaturen unter -30 Grad gefrieren LCD (Liquid Crystal Display) Display auch gerne mal ein und sind danach irreparabel kaputt.
Hast Du Langzeitbelichtungen oder Serienaufnahmen über längere Zeit geplant, so baue Dir vorab eine isolierte Decke für Deine Kamera und Objektiv. Da die Kamera selbst kaum Wärme produziert, musst Du Wärmepads mit hineinstecken können. Ansonsten bilden sich oft nach etwa 1 Stunde im ungeschützten Objektiv Eiskristalle auf den Linsen und das Fotografieren ist erstmal zu Ende.
Zum Laden Deines Smartphones mittels einer Powerbank sollten beide vorab warm sein. Bevor Du das Ladekabel einsteckst, lege ein Wärmepad zwischen beide Geräte, alles zusammen in Deine Isolationstasche und warte 30 Minuten. Erst dann stecke die Ladekabel ein. Schau, dass das Smartphone nach dem Laden warm bleibt, sonst geht vieles wieder verloren.
5.) Schutzausrüstung gegen Erfrierungen
Wind und Kälte führen für sich alleine und vor allem in Kombination schnell zu Erfrierungen. Diesen Windchill hast Du, auch wenn Du Dich selbst schnell bewegst, z. B. auf einem Schneemobil, einem Quad oder einem Schlitten mit Huskys davor.
Mehrere Faktoren sind wichtig:
Schütze Deine Haut davor, dem Wind direkt ausgesetzt zu sein.
Zwiebelprinzip (wie immer). Luftpolster zwischen den einzelnen Lagen isolieren zuverlässig und halten Dich warm.
Achte darauf, dass Deine Kleidung nicht feucht oder nass wird.
Passe Deine Kleidung der landschaftlichen Situation an. In den Tälern ist es deutlich kälter, ebenso auf großen Eisflächen. Beim Überqueren von zugefrorenen Seen bist Du deutlich exponierter als im Wald.
Schütze Deine Augen durch eine geschlossene Ski- oder Sonnenbrille. Es ist ein interessantes Gefühl, wenn die Augenlider beim Lidaufschlag für Sekundenbruchteile zusammen frieren.
Achte darauf, dass die Kleidungsschichten locker aufeinander liegen und ein dünnes Luftpolster vorhanden ist.
6.) Niemals Schwitzen!
Die wohl wichtigste Regel: Fange niemals an zu schwitzen. Durchschwitzte Kleidung bekommst Du nur durch Zufuhr von viel Wärme wieder trocken. Eine nasse Unterwäsche durch Körperwärme bei -30 Grad zu trocknen ist im Grunde nicht möglich, da Du stundenlang frieren würdest.
Es ginge also nur in einer warmen Hütte, Zeltofen oder einem großen Lagerfeuer.
Schon eine kurze Pause bei -15 oder -20 Grad mit durchschwitzter Kleidung ist nicht schön.
Auf Winter-Tour nicht zu schwitzen bedarf eines erhebliches Umdenkens, aber vor allem Ahtsamkeit und Disziplin.
Habe so wenig wie möglich Kleidung an, während Du läufst.
Sobald es Dir zu warm wird, mache langsamer oder mache eine kurze Pause.
Gehe langsam und gleichmäßig.
Die Entfernung, welche Du am Tag schaffst, hängt nicht von Deiner Leistungsfähigkeit ab, sondern von der Geschwindigkeit, bei welcher Du nicht schwitzt.
Verwende VBL-Socken (als 2. Lage) und VBL-Handschuhe (z. B. Einweghandschuhe als 1. Lage). Diese verhindern, dass die darüber liegende Kleidungslage nass wird.
Fazit
Mit diesen 50 Tipps bist du bestens auf deine Winterreise nach Schweden, Norwegen oder Finnland vorbereitet. Egal ob mit Ski, Pulka oder Schneeschuhen – die richtige Ausrüstung und der Umgang mit extremen Bedingungen sind entscheidend, um sicher und komfortabel unterwegs zu sein. Dank langjähriger Erfahrung bietet dieser Artikel wertvolle Hinweise, wie du dich optimal auf arktische Temperaturen und anspruchsvolle Touren vorbereitest. So kannst du die einzigartige Schönheit der skandinavischen Winterlandschaft voll und ganz genießen.
Anbei ein kurzes Video von einer meiner Wintertouren in der Schwedischen Wildnis. Schau es Dir an und Du kannst viele Tricks dabei lernen.
Ende
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